Archiv für das Tag 'Algarve'

Cremen, cremen, cremen!

16. Mai 2011

Jetzt ist Hauptsaison an der Algarve – die beliebten Strände  Meia Praia und Praia Dona Ana sind voll und das Meer lädt zum Drinplantschen, Draufsegeln, Eintauchen, Surfen und Schwimmen ein. Es ist aber nicht sehr warm – jedenfalls nicht so, wie man es beispielsweise vom Mittelmeer gewohnt ist, das ja im Sommer eher einer warmen Brühe gleicht – eine grässliche Erinnerung seit ich an Portugals Küste lebe.

Es kommt auf den Wind an. Weht er aus dem (heißen) Landesinneren her aufs Meer, steigen auch die Wassertemperaturen vor der Küste. Weht er dagegen vom Meer Richtung Land, ist das Wasser recht kalt, dafür aber erfrischend – was hat man von einem Bad, wenn die Temperaturunterschiede zu Lande und zu Wasser nicht mehr vorhanden sind?

Standurlaubende Algarve Touristen und Portugiesen kann man nicht nur an ihrer unterschiedlichen Hauttönung, sondern auch an einigen anderen Merkmalen erkennen: Der Portugiese etwa geht grundsätzlich niemals allein an den Strand! Auch Paare räkeln sich viel lieber in Gruppen im warmen Sand als nur zu zweit. Meistens wohnt auch noch eine Handvoll jüngerer Geschwister dem Liebesgeturtel bei, und vielleicht noch eine entfernte Cousine mit ihren Freundinnen und ein Onkel aus Porto mit der Familie und später kommt noch die Oma mit ihrem kurzbeinigen Köter, und am Abend schaut noch die arbeitende Verwandtschaft vorbei. Und: es wird immer Fußball gespielt. Sobald auch nur drei kleine Jungs und ein etwas älterer Jugendlicher anwesend sind, wird gekickt.

Und achten Sie mal drauf: trotzdem die meisten Portugiesen ehr dunkelhäutig sind und deshalb von Natur aus weniger zu einem Sonnenbrand neigen, cremen sie, was das Zeug hält. Im Grunde kreist eigentlich immer grad irgendeine Tube. Und wer aus dem Wasser kommt, cremt sich sofort wieder ein, und wer 10 Minuten nur im Sand gelegen hat, muss dringend nachcremen und alleman cremen dann die Kinder ein.

Letztens am Meia Praia habe ich sage und schreibe fünf! Erwachsene dabei beobachtet, wie sie einen einzigen kleinen Jungen eincremten. Der eine das Gesicht, die anderen vier jeweils einen Arm oder ein Bein – und das ungefähr jeder halbe Stunde, ausgiebig und mit nicht nachlassender Intensität. Der Junge fand das ganz in Ordnung, hatte ich das Gefühl. Wahrscheinlich bekam er dabei Geschichten erzählt oder die Welt erklärt – oder er erzählte selber aus seinem Leben – ich war zu weit weg, um etwas hören zu können.

Besonders käsige und empfindliche Algarve Urlauber sollten übrigens ihren extremlichtschutzhohen Sonnenschutz von zu Hause mitbringen. Den gibts hier nämlich nicht – bzw. nur in den Apotheken zu einem horrenden Preis. Dagegen kann man inzwischen Cremes bis zu einem Faktor von 25 relativ preiswert bei Lidl oder Aldi Portugal erstehen.

Flohmarkt in Barão de São João

30. März 2011

Wenn Sie Ihre Algarveferien in unserer Zwei-Schlafzimmer-Villa Beatrice in Praia da Luz verbringen, sollten Sie sich eigentlich den einmal im Monat stattfindenden großen Flohmarkt in Barão de São João nicht entgehen lassen. Der hat sich inzwischen zu einem der Treffpunkte der Region entwickelt. Nicht nur dass Sie das gesamte Vilalaia-Team dort antreffen werden (gut zu erkennen an dem besonders netten Lächeln) – sondern zusätzlich noch jede Menge andere Estranheiros und Residenten – also  Ausländer, die fest in Portugal leben, wovon die größte Gruppe bei diesem Event sicherlich die der Deutschen ist. Sie wird zwar von der englischen Gemeinde an der Algarve zahlenmäßig noch überschritten, jedoch tummeln sich deren Mitglieder mehr im Bereich Luz, bzw. Praia da Luz und auf dem entsprechenden Flohmarkt in Espiche.

Einen Abend vorher ist bereits Anreise. Die große Wiese am Sportplatz füllt sich dann nach und nach mit Wohnmobilen und selbstausgebauten Caravans, und in der Nacht gibt es Lagerfeuer – so richtig wie früher: mit Gitarrengeklimper, Bongos und Gesang. Die Mondsichel steht am Himmel, ab und an zieht jemand los um neues Feuerholz zu besorgen. Die Kinder sind im Gras eingeschlafen, wer zu zweit ist knutscht, und Weinflaschen gehen auch herum.

Dies ist ein Treffpunkt der letzten Hippies – im Hinterland der Küste gibt es auch heute noch und schon wieder alte und junge Leute, die die gemeinschaftliche Lebensform suchen und ihre Häuser selbst konstruieren, ihr Gemüse anbauen, ihre Kinder frei aufwachsen lassen und wirlich kreatives Kunsthandwerk schaffen.

Der Flohmarkt in Barão de São João findet an jedem vierten Sonntag im Monat statt. Kommen Sie früh, zu Essen gibt es genug. Dazu Musik und Gespräche, Massage, Kaffee, Kartenlesen und Bier, glückliche Hunde, zufriedene Kleinkinder, bunte Eltern, Tomatenpflanzen, Hausmittelchen, Gespräche, Orangen, Steingut, Olivenölpressen, Lachen und Sprachengewirr.

Drucken Sie sich unsere Portraits von unserer Website aus und versuchen Sie uns im Getümmel zu finden.

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Kleine Besucher – mückenlose Algarve-Ferien

20. Februar 2011

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Stark vergrößerter Osga

Was wir oben im Bild sehen ist ein Osga. Das ist auf Deutsch ein Gecko, was aber wohl auch nicht wirklich deutsch ist. Es gibt in Portugal drei Sorten dieser kleinen, niedlichen, im Schnitt 10 cm großen (inklusiv Schwanz) sehr scheuen Reptilien: nämlich die türkische, die arabische und noch eine Art, die nur auf Madeira zu finden ist. Der arabische Osga kommt am häufigsten vor – auch in meinem Quintal (betonierter Vorgarten) leben ein paar, die ich aber leider immer nur weghuschen sehen kann, wenn ich mal einen Stein hochhebe oder in meiner Holzkiste mit dem Werkzeug wühle – ihr zur Zeit beliebtestes Zuhause.

Osgas machen Winterschlaf und erwachen erst wenn es wärmer wird aus ihrer Starre, dann allerdings sind sie auf die allergrößte Hitze auch nicht so sehr scharf, sondern harren brav in Schattenverstecken, bis die Nacht herannaht. Dann gehen sie auf die Jagd.

Käfer, Ameisen, Pflanzen stehen auf ihrem Speiseplan, besonders delikat allerdings sind ihnen die Mücken – überhaupt all diese kleinen Viecher, die uns Menschen gerne das Blut aussaugen – so gesehen sind sie also unsere Freunde – und wir sollten ihnen sehr dankbar sein!

Osgas sind auch keinesfalls giftig oder übertragen gefährliche Krankheiten – das tun da schon viel eher die Mücken und Wespen und Tse-Tse-Fliegen. Sie beißen nicht und schleichen sich auch nicht heimlich in Menschenbetten um spätheimkehrende Feriengäste in die Zehen zu zwicken.

Falls Sie daher in Ihrem Algarve Ferienhaus oder Ferienwohnung von Vilalaia auf einen Osga stoßen sollten, tun Sie ihm bitte nichts an. Öffnen Sie stattdessen die Verandatür und geben ihm zu verstehen, dass da der Ausgang ist. Manchmal verirren sich die Tierchen und finden allein nicht mehr raus. Neugeborene Osgas haben  übrigens auf einer Fingerspitze Platz, da krallen sie sich dann mit ihren knolligen Fingerkuppen fest und sehen einen mit ihren ballonförmig hervorquellenden Augen lange an. Was ist das nun wieder für ein merkwüdiges Lebewesen? – denken sie.

Praia da Ingrina, 11.11.2010

12. November 2010

Das Restaurant voll mit Herbsturlaubern und Einheimischen, jedoch ohne Warteschlangen wie im Sommer, eine schlanke Mutter mit ihren drei Unter-Sechsjährigen am Strand, ein Rentner im Wasser. Angler auf den Felszungen, Wohnmobilisten in Klappstühlen vor ihren Hymern. Die Sonne heiß, kein Wind, der Himmel blau mit stehenden dünnen Wolken, der Horizont wie eine sorgsam von der Tapete abgesetzte Fußleiste.

November I
Novemberstrand I

Ab und an ziehen sich Wolken vor die Sonne, dann wird es plötzlich kühl und das Licht grünlich und es fällt allen auf, dass nicht mehr Juli ist. Aber dann wandert der Schatten weiter, und man könnte es vergessen, steckte nicht nur ein Sonnenschirm im feuchten Sand und säße nicht im Wollpullover eine Frau rechts im Bild.

Das bin ich, und ich habe mich inzwischen dergestalt an das Leben hier angepasst, dass ich ab Oktober kleidungsmäßig auf der Hut bin – genau wie die Algarvios, die nichts so sehr fürchten wie einen bösen Zug.

November II
Novemberstrand II

Nebenan am Praia da Zavial ist Surfertreff: Deutsche, Engländer, Spanier, Portugiesen – schlanke Jungs in Neoprenanzügen mit Salzwasserlocken. Ein einziger ca. 60-jähriger Weißhaariger, den ich erst für einen Verirrten gehalten habe, aber dann verschwindet er kurz und taucht barfuß im Suit und mit dem Board unterm Arm wieder auf – auch ich bin längst von Klischeevorstellungen nicht frei.

Konversation:
„Was meinst du, machen wir uns rüber zum Baranco?“ (Das ist der 3. Strand den man von Raposeira aus ansteuern kann, allerdings muss man erst eine kilometerlange, für die Achsen sehr ungesunde, staubige Piste zurücklegen.)
„Später, lass uns erst noch in Sagres gucken!“

November-Detail
November-Detail

Hier hat man die Qual der Wahl. Draußen, jenseits der Brandung die Surfschüler: unruhige Robbenkinder, die auf einen höheren Wellengang warten.

Algarve: Abnehmen mit Kuchen

2. November 2010

Affenbrotbaum an der Algarve

Affenbrotbaum an der Algarve

Was wir oben im Bild sehen ist ein Affenbrotbaum, der viele Namen hat. Bei den Portugiesen heißt er ‚Alfarroba‘, aber im Wörterbuch wird er auch unter ‚baobabe‘ aufgeführt – ganz ähnlich wie bei den Afrikanern, die ihn den Baum des Lebens oder ‚Baobab‘ nennen; und es geht die Legende, dass er der schönste Baum von allen sein wollte, und sich später ob dieser Hoffart derart schämte, dass er den Kopf in den Sand steckte, so dass seine Wurzeln nunmehr aus der Erde in den Himmel ragten. Wenn Sie die Algarve buchen, können Sie sich davon überzeugen: noch immer sieht es so aus, als ob er verkehrt herum in der Landschaft stehe.

Die hörnchenförmigen zwischen 10 und 30 cm langen, nahezu schwarzen Früchte werden seit der Antike auf die gleiche Art und Weise geerntet: per Stock von Hand, wobei der geübte Schläger darauf achten muss, die neuen Knospen nicht zu zerstören. Das kann keine Maschine – vielleicht aber eines Tages ein menschenartiger Roboter, der aussieht wie ein Algarvio mit Wollpullover, festem Schuhwerk, Eimerchen und Sonnenhut.

Die Schoten – zerkleinert, geröstet und zermalen, ergeben ein braunes Pulver, das dem Kakao geschmacklich ähnlich ist, jedoch nicht dessen Fett-, Zucker-, Kalorien- und Koffeingehalt hat, weshalb man Süßes auf Karobenbasis auch relativ unbedenklich in sich hineinstopfen kann – und dabei noch ein gutes Gewissen haben darf, weil es blutdruck- und cholesterinsenkend und je nach Zubereitung noch gewichtsreduzierend ist.

Blutdrucksenkend!

Blutdrucksenkend!

Cholesterinfreundliche Muffins

Cholesterinabschreckend!

Cholesterinfreundlich!

Hüftgoldvermeidend!

Man kann aus den Schoten außerdem Saft pressen, der wird dann ‚Kaftan‘ genannt, doch den habe ich hier in der Gegend noch nie gesehen. Alkohol geht auch, den kenn ich aber ebenfalls nicht – experimentierfreudige LeserInnen können das aber gerne ausprobieren und mich später von dem Ergebnis kosten lassen. Meine Kontaktdaten finden Sie hier.

Und nochwas habe ich bei der Recherche zu diesem Artikel gelernt: in der Antike dienten die kleinen, extrem harten, runden Samen der Carobenhülsen wegen ihrer gleichmäßigen Größe als Wägeinheit für Diamanten und hießen da ‚Karat‘ von einem Lehnwort aus dem Französischen, das wiederum aus dem Italienischen entstammte, das wiederum im arabischen fußte, das auf das Griechische Wort für ‚Hörnchen‘ zurückführte: keráton.

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