Überwintern und Erkältung überstehen an der Algarve
Vera Henkel 15. Dezember 2011
Erkältungszeit an der Algarve. Wer jetzt eine Ferienwohnung mit Heizung hat, kann froh sein.
Die meisten Portugiesen, besonders die älteren, haben etwas gegen das unnatürliche Heizen ihrer Häuser. Also sitzen sie da, warm eingemummelt und husten, weil eben grad ein Virus umgeht und weil, wenn es regnet und kein Entfeuchter ihre klammen Häuser entfeuchtet, es recht ungesund werden kann.
In kleine Stücke geschnittenen Karotten, sagt die Besitzerin des kühlen, unbeleuchteten Dorfladens, die eingehüllt in zwei große Decken hinter der Kasse zwischen Gebäck, Brot und den Tomaten sitzt. Die mit braunem Zucker überstreuen und den nach etwa 12 Stunden entstandenen Sud löffelweise einnehmen, wenn der Husten nicht aufhören will.
Einen Tee von Zwiebelschalen bereiten, sagt der Wirt der kleinen Bar gegenüber der Kirche und hustet fünf Minuten am Stück. Kohlblätter mit der Kuchenrolle weichwalzen und über Nacht damit Brust und Hals umwickeln. Wolle drauf – und am Morgen ist alles gelöst.
Ein Kaktusblatt längs halbieren, jedoch den Strunk zusammenlassen. Beide Innenseiten mit Honig bestreichen und das Blatt umgekehrt über einem Gefäß aufhängen. Den unten herausträufelnden Saft einnehmen, wirkt Wunder – krächst die schniefende Fischhändlerin hinter vorgehaltenem Schal.
Eine Flasche hausgebrannten Medronho zügig hinunterkippen und sich dann sofort ins Bett legen, meint Sr. Rodrigues. Wirkt auch Wunder, wenn man es überlebt.
Und zu Guter Letzt, das was ich heute Nacht ausprobiert habe: kurz vor dem Schlafengehen eine große Schale Tee aus gequetschten Knoblauchzehen gemischt mit Zitronensaft trinken. Wolle direkt auf die Haut, Wärmeflasche obendrüber – und dann schwitzen, was das Zeug hält!
Vielleicht war der Tee zu lauwarm oder die Zehen zu unzerquetscht, jedenfalls habe ich weder geschwitzt, noch ist mein Husten merklich lockerer geworden. Dafür aber schmeckte es wie sonst nichts.
- Traditionsreiches Portugal
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