Barragem da Bravura – Ein ruhiges Wanderparadies mit Süßwasser
Moritz 5. März 2014
Wer von Wellen, Meerwasser und den Menschenmengen an den Algarve Stränden Meia Praia, Praia Dona Ana in Lagos oder Praia dos Pescadores in Albufeira für einen Tag genug hat und einmal in ruhigem Süßwasser baden möchte, dem oder der ist ein Stausee empfohlen. Die Barragem da Bravura im Barlavento ist ein sehr gutes Beispiel. Die? Ja, das Wort Stausee ist im Portugiesischen weiblich. Empfohlen werden kann die Barragem auch und vor allem Wanderern – etwa im Frühjahr, da man angenehmere Temperaturen vorfindet als im Hochsommer.
Einfache Anreise
Von Lagos aus fährt man 25 Minuten mit dem Auto nach Norden in Richtung Odiáxere, also ins Landesinnere. Spätestens ab da wird kein Kompass mehr benötigt, denn man ist nicht einmal auf Orte in unmittelbarer Nähe des Sees angewiesen: Barragem da Bravura ist erstaunlich exakt angeschrieben. Nur der auf dem Weg liegende Ort Farta Vacas soll seines Namens wegen erwähnt werden, bedeutet er doch, frei übersetzt, „voller Kühe“, und im Verein mit dem Englischen muss er völlig aberwitzig wirken.
Schon ein paar Minuten vor der Ankunft lässt sich die ungefähre Größe dieses Gewässers ermessen. Und bereits da entfaltet der See seine vielversprechende Schönheit: Er hat unzählige Arme, die wiederum Arme haben; und an nahezu jedem Ufer erheben sich sanft, aber ergiebig bewaldete Hügel, die sich in der Ferne endlos fortzusetzen scheinen.
Ruhig, menschenleer, süß
Es dauert einen kleinen Moment, bis die eigene Ankunft erkannt wird. Von dem Platz aus, an dem man parken könnte, ist die Barragem da Bravura nicht zu erkennen. Flächen, die eindeutig als Parkplätze ausgewiesen sind, gibt es nicht. Auf der Suche nach einem „offiziellen“ Parkplatz stattet man der Einsiedelei Moinhos Velhos unfreiwillig einen Besuch ab, die nur durch einen Hügel vom See getrennt ist. Zum Glück wird niemand dort gefragt, wie man denn nun mit dem Auto zum See komme. Die Frage erübrigt sich kurze Zeit später.
Man beschließt, in der Gastwirtschaft einzukehren, die anscheinend nach einem Beatles-Song benannt ist, und bestellt die zu Recht als Spezialität des Hauses ausgewiesenen Fleischbällchen. Es ist zu vermuten, dass das Lokal sonst nicht so spärlich besucht ist wie zu dieser Tageszeit, dem frühen Nachmittag (oder wie zu dieser Jahreszeit?), und dass ansonsten mehr Leute sich von der Qualität der Küche überzeugen. Fünf verschieden bedruckte Stapel Papier, die im Lokal ausgelegt sind, machen klar, dass die Kernklientel Wanderer sind, und dadurch bekommt auch der Name des Lokals eine stärkere Bedeutung. Es handelt sich um Beschreibungen verschieden schwieriger Wanderrouten; sie sind von unterschiedlicher Länge und unterschiedlicher Schwierigkeit. Manche der Beschreibungen verleiten zum Schmunzeln, heißt es doch: „Follow yellow arrows! But most arrows are gone“, und wer die blaue Route wählt, den trifft dieses Schicksal auch.
Wenn man kein großer Spaziergänger und der Nachmittag fortgeschritten ist, wird man trotz der ebenso beeindruckenden wie beruhigenden Gegend von einer Wanderung absehen. Immerhin dauert die kürzeste Wanderung 40 Minuten, die längste zwei Stunden (vorausgesetzt, man folgt auch den fehlenden Schildern).
Und jetzt ins kühle Nass! Oder auf die Hügel
Man wird daher vielleicht eine Abkühlung im klaren Wasser der Barragem in Erwägung ziehen. Der Weg von besagtem Lokal zur ersten leicht zugänglichen Stelle beträgt rund fünf Minuten, führt über den Damm und ist so breit, dass man ihn mit einem Auto bewältigen könnte, wäre er nicht durch einen Schranken abgesperrt. Und das ist gut so.
Unterwegs zur Badestelle begegnet man kaum Menschen. Das mag vielleicht verwundern, ist allerdings logisch, denn die meisten Wanderpfade führen über die Hügel und nur teilweise am Wasser entlang. (Im Übrigen wird davon abgeraten, das ganze Seeufer abzugehen, denn eine solche Tour dauert mindestens sieben Stunden.)
Zugegeben, die Meinungen darüber, ob das Baden in der Barrragem da Bravura erlaubt ist oder nicht, gehen auseinander. Was sich dafür mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass das Wasser klar ist und die Bezeichnung wohltemperiert verdient. Der sanfte Wind sorgt für eine Kräuselung des Wassers, was dem Stausee den Anschein eines natürlich entstandenen Gewässers gibt. Umgekehrt wird, wenn andere Menschen vorbeikommen.
Der Geheimtipp
Die Barragem da Bravura ist dank der hervorragenden Beschilderung leicht zu erreichen. Dennoch halten sich dort im Sommer nur wenige Menschen auf. Als Ziel (und Weg) vieler Wanderer wird der See eher zu kühleren Jahreszeiten besucht. Nach diesem Ausflug wird klar, weshalb die Barragem das Prädikat Geheimtipp bekommen hat. Zum bisher Erwähnten kommt noch die Möglichkeit des Fischens hinzu. Und außerhalb der heißen Monate ist Wandern sowieso ein guter Tipp.
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