Die gar nicht so langweilige Geschichte der portugiesischen Sprache

3. Juli 2025

Woher kommt die portugiesische Sprache? Was und wer hat sie beeinflusst? Wie klingt sie für fremde Ohren? Antworten darauf gibt dieser Blogeintrag.

Das ist aber keine romanische Sprache, oder? Klingt irgendwie slawisch.

Sätze wie diese fallen des Öfteren, wenn jemand zum ersten Mal Portugiesisch hört. Zumindest beim europäischen Portugiesisch, das – logischerweise – in Portugal gesprochen wird. Als hart wird es wahrgenommen, mit wenig Vokalen.

Tatsächlich werden vor allem E‘s gerne verschluckt, sei es am Wortanfang, am Ende oder auch mittendrin. Viele – zumindest subjektiv viele – Sch-Laute und die deutlichen Unterschiede zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten – wie in einigen slawischen Sprachen – tun ihr Übriges. Der Autor würde auch noch das extrem ,breite‘ L zu dieser Liste hinzufügen; böse Zungen behaupten, alle Portugiesen seien ausgewanderte Meidlinger (wer schon mal in Wien gelebt hat, weiß, was damit gemeint ist). Doch es besteht kein Zweifel: Bei Portugiesisch handelt es sich um eine romanische Sprache.

Sprachliche und politische Unabhängigkeit

Als romanische Sprache entwickelte sich Portugiesisch vornehmlich aus dem Lateinischen. Doch bevor die Römer die iberische Halbinsel im 3. Jahrhundert vor Christus eroberten, hatten sich dort unter anderem (Kelt-)Iberer, Lusitaner und Gallaeci angesiedelt. Im 5. Jahrhundert nach der Zeitwende gesellten sich im Zuge der Völkerwanderung germanische Völker hinzu. All deren Sprachen und Dialekte beeinflussten das Lateinische – was Jahrhunderte später auch das dann entstehende Portugiesisch beeinflussen sollte. Ähnlich verhält es sich mit dem Arabischen, das die Mauren mit der Teileroberung der Halbinsel auf eben diese gebracht haben.

Mit dem Zerfall des Römischen Reiches im 5. und 6. Jahrhundert nimmt die Entwicklung der portugiesischen Sprache Fahrt auf. Bis von einem eindeutigen Idiom die Rede sein kann, sollte es aber dauern. Denn rund 500 Jahre lang existiert Portugiesisch eher als Dialekt denn als Sprache, der je nach Region stark variiert, im Westen Iberiens. Eigenständig ist es also nicht. Noch nicht.

Bis ins 11. Jahrhundert entwickelt sich Portugiesisch gemeinsam mit Galicisch. Dies wird als Galicisch-Portugiesisch oder Galego-Portugiesisch bezeichnet. Als Dom Afonso 1143 die Unabhängigkeit Portugals von Kastilien ausruft – bis dahin war Portugal eine zu Spanien gehörige Grafschaft –, leitet dies die Trennung der beiden Sprachen ein. Um 1300 wird Portugiesisch zur Verwaltungssprache erklärt, anstelle von Latein. Diese Maßnahme ist auch der Startschuss für die Verschriftlichung des Portugiesischen.

So erhält Portugiesisch bis zum Ende des Mittelalters einen deutlichen Normierungsschub, woran auch die Erfindung des Buchdrucks Anteil hat. In der Neuzeit wird die Orthografie stärker geregelt, Werke von Dichtern wie Camões wirken in die Alltagssprache. Im 20. Jahrhundert schließlich übernehmen Massenmedien die Verbreitung der Hochsprache.

„Algarve“ ist arabisch

Die Siedlungsgeschichte Portugals – beziehungsweise des Gebiets des heutigen Portugal – lässt sich an der portugiesischen Sprache ablesen. So kommt etwa das Wort für Bucht, „baía“, mutmaßlich aus dem Iberischen – ein gerade für Touristen wichtiger Begriff. Aus dem Keltischen kommen etwa „caminho“ (Weg), „camisa“ (Hemd) und „carro“ (Auto, Karren). Aus dem Arabischen stammen unter anderem „arroz“ (Reis), „alfândega“ (Zoll) und „álcool“, dessen deutsche Entsprechung Alkohol ebenfalls aus dem Arabischen kommt. Davon sind Ortsnamen keineswegs ausgenommen: Der Name Algarve stammt vom Arabischen Wort für Süden, „al-gharb“, ab.

Der arabische Einfluss macht sich nicht nur in der portugiesischen Sprache, sondern auch in der Architektur bemerkbar – zum Beispiel bei der Burg von Silves an der Algarve. Die ersten Teile der Anlage dürften aus vor dem Jahr null stammen. Ab dem 8. Jahrhundert erweiterten die Mauren sie.

Castelo de Silves - Algarve, Portugal - 11.03.2023

Zumeist über Umwege wie das Provenzalische oder sogar noch das Lateinische haben Germanismen den Weg ins Portugiesische geschafft. Und über das Gotische kam beispielsweise „ganso“ (Gans) an. Selbstverständlich hat auch Altgriechisch über den Filter des Lateinischen Einzug gefunden, so etwa beim Wort „praça“ (Platz, griechisch „plateia“).

Wie der Kolonialismus das Portugiesische beeinflusste

Nicht nur auf dem Gebiet des heutigen Portugal lebende Völker haben das Portugiesische beeinflusst, sondern auch Völker, die durch Portugal kolonialisiert wurden. „Banana“ und „macaco“ (Affe) stammen aus afrikanischen Sprachen, „bambu“ (Bambus) aus dem Malaiischen in Ostasien. Aus dem Angolanischen stammt das Wort für Regenwurm, „minhoca“.

Die portugiesische Sprache ist also reich an Einflüssen aus aller Welt. Das ist für Sprachen nicht ungewöhnlich. Dies trifft eher auf den Eindruck zu, dass Portugiesisch wie eine slawische Sprache klingt.

Übrigens: Arabischer Einfluss lässt sich nicht nur in der Sprache, sondern auch der Architektur Portugals feststellen – an der Algarve an den Beispielen der Burgen von Silves und Albufeira.

Paderne Castle 26 Nov 2007 (9)

Weiteres Beispiel für arabischen Einfluss: die Burg von Paderne in Albufeira, im 12. Jahrhundert von den aus Nordafrika stammenden Berbern erbaut.

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